Nreal Light – Enterprise Edition

Nreal Light Glasses – endlich die AR-Brille für Endverbraucher?
Die aus China stammende Nreal Light hat sich auf eine Lücke fokussiert, die von den meisten Herstellern bisher ignoriert wird: Endverbraucher. Während High-End Datenbrillen wie die HoloLens 2 von Microsoft für die Anforderungen von Unternehmen konzipiert sind, sollen die Nreal Glasses beide Kundengruppen ansprechen. Dass dies nicht ohne technische Kompromisse gehen kann, liegt auf der Hand.

Für bereits 650 Euro kann man die Nreal Light kaufen

Was für den Durchschnittsverbraucher ein relativ hoher Preis zu sein scheint, ist für Kenner von AR-Brillen durchaus eine Überraschung. Denn der Preis ist mit rund 650 Euro für eine Nreal Light in Deutschland sensationell niedrig. Die Brille wiegt 88 Gramm und verfügt über einen USB-C Anschluss für die Herstellung der Verbindung. Möglich wird der niedrige Nreal Preis durch den Verzicht auf allzu aufwändige Technologien, was im Consumer-Bereich zunächst auch kein Problem darstellen dürfte.

Größter Unterschied zu anderen Datenbrillen ist der Verzicht auf die Anbindung an leistungsstarke Rechner. Egal, ob man gerade unterwegs ist oder einfach zu Hause auf der Couch liegt: Mit der Nreal light lässt sich problemlos die Realität umgestalten und in jede gewünschte Szene verwandeln. Dank ihres leistungsstarken Mikroprozessors kann diese AR-Brille ohne Probleme mit dem Smartphone verbunden werden, das die für die Darstellung notwendige Rechenleistung bereitstellt und auch zur Steuerung von Programmen in der Brille genutzt werden kann. Abhilfe sollen unterschiedliche Softpads für die Nasenbügel bieten, mit denen man den Tragekomfort etwas individualisieren kann.

Die optischen Qualitäten der Nreal Brille haben ihre Grenzen

Bislang lassen sich nur Smartphones mit Android-Betriebssystem mit der Nreal light nutzen. Ist die Verbindung hergestellt, kann der User aus einem Menü verschiedene Apps und Programme auswählen und steuern. Darunter sind natürlich auch bekannte Apps wie YouTube, Instagram oder der Google Chrome Browser. Durch Bewegungen des Smartphones kann man intuitiv Objekte auswählen und starten. Das geöffnete Programmfenster bleibt im dreidimensionalen Raum des Blickfeldes fixiert, wobei die Position frei wählbar ist.

Somit können Nutzer im Prinzip um ein YouTube-Video herumlaufen, das in ihrem Wohnzimmer schwebt. Auch die Größe lässt sich beliebig anpassen – doch hier stößt die Nreal light auch schon an ihre technischen Grenzen. Mit einem Sichtfeld von maximal 52 Grad wird der natürliche Blickwinkel der menschlichen Augen nicht annähernd abgedeckt. Breitere Inhalte werden folglich abgeschnitten. Außerdem erscheinen die Objekte samt Inhalt oft relativ unscharf. Menschen mit eingeschränkter Sehschärfe müssen entweder versuchen, ihre normale Brille unter der Datenbrille zu tragen oder Kontaktlinsen nutzen, um akzeptable Ergebnisse zu erhalten.

Fazit: Ist die Technik konkurrenzfähig?

Es überrascht nicht, dass die technischen Daten der Nreal light keine Konkurrenz für High-End-Produkte sein können. Die AR-Brille setzt auf 2 Spatial-Computing-Kameras, mit denen die Umgebung erfasst wird, um die virtuellen Objekte platzieren zu können. Die Unterstützung für Android bedeutet übrigens nicht, dass jedes Smartphone mit diesem Betriebssystem unterstützt wird – das vorhandene Telefon sollte also auf jeden Fall kompatibel sein, wenn man sich eine Nreal light kaufen möchte.

Im Endverbrauchersegment ist die AR-Brille sicher ein nettes Gadget, doch für ein perfektes AR-Erlebnis reicht die Technik dann doch nicht aus. Insbesondere das enge Sichtfeld macht sich negativ bemerkbar. Daran ändert auch der optionale VR-Modus nichts, bei dem die Gläser abgedunkelt werden, weil durch die offenen Seiten Licht einfallen und unangenehm irritieren kann. Mit der Nreal Enterprise Edition will das Unternehmen nichtsdestotrotz in den Profimarkt vordringen. Hauptunterschied der Enterprise-Modelle ist neben einem stärkeren Akku und der Gestensteuerung die optionale Anbindung an einen externen Desktop oder Laptop, was die Rechenleistung im Vergleich zur reinen Smartphone-Anbindung erhöhen soll.